Horizontalfilterbrunnen
Einsatz einer Polymersuspension bei der Installation verlaufsgesteuerter Horizontalfilterbrunnen
Zu den jüngeren Fortschritten in der Horizontalbohrtechnik gehört die Installation von Horizontalfilterbrunnen im verlaufsgesteuerten Spülbohrverfahren (Horizontal Directional Drilling HDD). Die Einsatzfelder dieser Brunnen sind sehr vielfältig, z.B. zur Trinkwassergewinnung, zur Grundwasserregulierung, zur Sanierung kontaminierter Standorte als auch zur Gewinnung geothermischer Energie.
Ein Grundmerkmal der Horizontalbohrtechnologie ist die Verwendung einer Bohrsuspension als Schneidmedium und Fördermedium, Schmiermittel und Kühlmittel sowie elementar als Bohrlochstabilisator.
Die dafür geforderten rheologischen Eigenschaften werden in der konventionellen Verlegung von z.B. Transportleitungen mit der Verwendung von Bohrsuspensionen auf Bentonitbasis durch Ablagerung von Bohrklein und Bohrspülungszusätzen und Bildung eines undurchlässigen dünnen Filterkuchens an der Bohrlochwand wirkungsvoll erreicht.
Bei der Herstellung von Bohrbrunnen im Spülbohrverfahren dagegen ist die Verwendung von Bohrsuspensionen auf Polymerbasis unerlässlich, um eine Verstopfung des durchflußwirksamen Porenraums in der anstehenden Formation zu vermeiden. Der Einsatz einer hochviskosen Bentonitsuspension würde die Durchlässigkeit des Bohrkanals nachhaltig negativ beeinflussen und ist nur mit kostenintensivem technischem Aufwand reduzierbar.
Unbefriedigt mit den Leistungsmerkmalen der bis dato auf dem Markt befindlichen Bohrsuspensionen richtete die Firma Haustadt & Timmermann Bohrtechnik aus Duisburg eine Anfrage an die Phrikolat Drilling Specialties GmbH zur Entwicklung einer Polymersuspension, die hohen Leistungsanforderungen standhalten kann. Diese Spülung sollte in der Lage sein, Horizontalfilterbrunnen in einem geologisch sehr wechselhaften Baugrund und bei Bohrlängen größer 500 m sicher zu installieren. Darüber hinaus war eine Hauptforderung die biologische Abbaubarkeit der Bohrspülung.
Bei PHRIKOLAT konnte man auf eine im Bohrbrunnenbau bewährte Rezeptur für ein Spezialpolymer zurückgreifen, diese im PHRIKOLAT Labor entsprechend den Anforderungen modifizieren und dem Kunden ein zuverlässiges und im Gebrauch einfach zu handhabendes Produkt anbieten, welches schon nach ca. 20 - 30 Minuten Quellzeit gebrauchsfertig ist. Die aus verschiedenen Polymeren bestehende Mischung mit dem Produktnamen MODIFLOW 050 ist feststoffarm, biologisch abbaubar, recyclefähig und stabilisiert zuverlässig Sande und Kiese bei relativ niedriger Viskosität. MODIFLOW 050 baut Gelstärken und eine hohe Fließgrenze bei niedrigem Schergefälle auf. Dadurch wird ein ausgezeichnetes Austragsvermögen bei niedrigen Aufstiegsgeschwindigkeiten erzielt. MODIFLOW 050 verklebt lose Sandpartikel, verstopft aber nicht die wasserführenden Formationen. Selbst in Schichten mit grobem Schotter konnte mit MODIFLOW 050 bei einer Zugabe von nur 0,8 % MODIFLOW 050 das Bohrgut sicher ausgetragen und ein sauberes Bohrloch hergestellt werden. MODIFLOW 050 ist biologisch abbaubar, die natürliche Abbauzeit liegt bei ca. 80 % nach einer Woche. Trotzdem sollten Brunnen nach Beendigung der Bohrarbeiten gemäß ATV DIN 18.302 klargepumpt werden, um im Bohrloch verbliebenes Bohrklein auszuspülen und eine ungestörte Wasserproduktion zu gewährleisten. Im Idealfall werden diese unverkiesten natürlichen Brunnen aktiviert. Gute Ergebnisse wurden bei Horizontalfilterbrunnen mit dem Hochdruck Jet-Master-Verfahren und dem Sprengschocken erreicht. Durch den Austrag von Unterkorn aus dem Gebirge kann die Ergiebigkeit der Brunnen stark erhöht werden.
Projektbeispiele:
Bei den folgenden Projektbeispielen konnte MODIFLOW 050 erfolgreich eingesetzt werden und so seine Fähigkeiten unter Baustellenbedingungen demonstrieren.
Errichtung einer Hydraulischen Barriere zur Sicherung einer Altlast
Ziel der Maßnahme war der Schutz eines an ein Raffinerie-Altwerk angrenzenden Tagebaus vor Kontaminationen durch schadstoffbelastetes Grundwasser. Der Auftraggeber beabsichtigte als Gefahrenabwehrmaßnahme eine Schlitzwand in Verbindung mit einem Drainagesystem zu errichten.
Beauftragt wurde Haustadt & Timmermann aufgrund seines technologischen Lösungsansatzes und einschlägiger Erfahrungen mit der Herstellung von Horizontalfiterbrunnen im verlaufsgesteuerten Spülbohrverfahren.
Charakteristisch für die geologischen Verhältnisse am Standort ist ein Schichtenaufbau mit erheblichen strukturellen Veränderungen, Lagerungsstörungen und einer hohen Schwankungsbreite bei der Korngröße und -zusammensetzung. Im Rahmen der Voruntersuchungen für die Sicherungsmaßnahme wurden Schichten aus Auffüllungen, Ton, Mergel, Braunkohle und Terassenschotter erkundet. Die hydrogeologische Situation ist analog den geologischen Verhältnissen kompliziert. Generell verläuft der Grundwasserstrom in Richtung Tagebaurestloch.
Im Ergebnis der Planung wurde eine Drainage parallel zu der Schlitzwand angeordnet, um raffinerieseitig das aufstauende Wasser zu fassen und ableiten zu können. Die Drainage wurde unterhalb des zukünftigen Wasserhaltungsniveaus mit überdeckungshöhen bis 12 m angeordnet. Die Länge der Drainage beträgt ohne die Vollrohrstrecken 655 m. Die Drainage wurde in zwei Bohrabschnitten von 395 und 505 m Länge unter Beibehaltung der natürlichen Lagerungsverhältnisse verlegt. Die Bohransatz- und Austrittspunkte waren jeweils außerhalb des kontaminierten Bereiches. Dadurch konnten die erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen reduziert werden. Als Ausbaumaterial kamen Edelstahl-Wickeldrahtfilter DN 200 aus V4A mit auf die Formation abgestimmten Spaltweiten von 0,1 bis 1,0 mm zum Einsatz.
Nach der gelungen Generalprobe und dem wirkungsvollen Nachweis der Einsatzfähigkeit wurde kurz darauf ein weiteres Projekt mit MODIFLOW 050 erfolgreich durchgeführt.
Herstellung einer Tagebauvorfeld-Entwässerungsbohrung
Zu einer der Braunkohlengewinnung vorlaufenden Entwässerung wurde in einem Tagebau in Mitteldeutschland eine horizontale Entwässerungsbohrung durchgeführt.
Mit der herkömmlichen Entwässerungstechnologie über Randriegel mit Vertikalfilter-brunnen konnten die prognostizierten Ergebnisse in einem muldenartigen Teilbereich der Abbaufront nicht erreicht werden. Erosionserscheinungen an der Böschung und Betriebseinschränkungen im Tagebaubetrieb veranlaßten das Bergbauunternehmen eine 610 m lange HDD-Bohrung zur Installation eines Brunnenelementes DN 100 ausführen zu lassen.
Dieser Brunnen folgt dem Muldentiefsten und leitet das gelöste Grundwasser im freien Gefälle in die im Tagebau bestehende Wasserhaltung ab. Da die Muldenachse etwa senkrecht zur Tagebauentwicklung verläuft wird der Brunnen bei jedem Durchgang der Schaufelradbagger gekürzt. Als Filtermaterial kam deshalb schneidfähiges geschlitztes PEHD-Rohr mit einer Schlitzweite von 0,5 mm zum Einsatz. Dieser Filter kann dadurch ohne Einsatzbehinderung des Großgeräts beim Abbaggern geschnitten werden.
Fazit
Bei der Installation von Brunnen im Spülbohrverfahren muss die eingesetzte Bohrspülung generell in ihrer Zusammensetzung unter Beachtung des Baugrundes und der besonderen Anforderungen des Brunnenbaus ausgewählt werden.
Mit der Entwicklung von MODIFLOW 050 ist es der PHRIKOLAT Drilling Specialties GmbH gelungen ein Produkt auf den Markt zu bringen, mit dem auch verlaufsgesteuerte Horizontalfilterbrunnen sicher installiert und auch unter geologisch schwierigen Rahmenbedingungen wirkungsvoll betrieben werden können.